Blutbank

Die Tiermedizin entwickelt sich rasend schnell weiter. Patientenbesitzer sind zunehmend bereit, für ihre Tiere eine umfangreiche Diagnostik und Therapie zu ermöglichen. Was vor 20 Jahren noch nicht möglich erschien, ist heutzutage Alltag in der Tiermedizin. So auch die Blutspende. Im Rahmen dessen freuen wir uns, 2023 mit der gesetzlichen Zulassung auch in unserem Hause eine vollausgestattete Blutbank einzurichten, um im Notfall noch schneller handeln zu können.

Warum Blutspenden?

Blutspenden sind auch für Tiere ein oftmals lebensrettender Akt, der vielen kranken oder verletzten Vierbeinern eine zweite Chance gibt. Ähnlich wie bei Menschen können Hunde und Katzen in Notsituationen Bluttransfusionen benötigen, sei es nach einem Unfall, einer Operation oder aufgrund einer bestimmten Erkrankung. Doch anders als bei Menschen gibt es bisher nur wenige vordefinierte Blutbanken für Kleintiere. Stattdessen sind es meist engagierte Tierärzte, die ein Netzwerk von Blutspendertieren aufbauen, um in dringenden Fällen zur Verfügung zu stehen.

Die Notwendigkeit der Blutspenden wird vor allem im akuten Notfall immer wieder deutlich und kann für JEDEN Tierbesitzer Realität werden.

Wie funktioniert eine Blutspende und wie lange dauert sie?

Vor der Blutspende achten wir darauf, das Tier zu beruhigen und Aufregung zu vermeiden. Bei Bedarf bekommt das Tier eine Beruhigungsspritze bzw. wird leicht sediert, um den Stress so gering wie möglich zu halten und einen technisch reibungslosen Ablauf zu gewähren. Bei sehr ruhigen Hunden kann die Blutabnahme auch im Wachzustand erfolgen, Katzen müssen hingegen immer leicht sediert sein.

Zur Vorbereitung wird eine kleine Stelle am Halsbereich rasiert, um gute Sicht auf die entsprechende Vene zu bekommen und die Einstichstelle zu desinfizieren.

Der eigentliche Spende-Vorgang ähnelt dem beim Menschen: Das Tier wird ruhig und vorsichtig fixiert, während dem Spender eine Nadel in die Vena Jugularis (große und sehr gut zu punktierende Vene im Halsbereich) gesetzt wird, um das Blut zu entnehmen.

Die entnommene Blutmenge ist in der Regel klein und für das Tier unbedenklich. Nach der Spende erhält das Spendertier eine Belohnung und Ruhezeit, um sich zu erholen.

Wie viel Blut wird meinem Tier entnommen?

In Abhängigkeit von Gewicht und Gesundheitszustand wird einem Hund bei der Blutspende zwischen 250 und 500 ml Blut abgenommen bzw. 10-15ml pro Kilogramm Gewicht. Bei Katzen ist es naturgemäß weniger und liegt bei etwa 7-10ml pro Kilogramm.

Was wir vor der Erstspende, bei Aufnahme in die Kartei, testen:

Blutbild, Organwerte, Harn, Infektionskrankheiten, Blutgruppe

Was wir direkt vor der Spende testen:

Blutbild, kleine Blutchemie mit Nierenwerten und Elektrolyte, ggf. Kreuzprobe

Was muss ich nach der Blutspende bei meinem Tier beachten?

  • Nach der Blutspende keine anstrengenden Aktivitäten
  • Auf Kreislaufsymptome achten (Schwindel, Übelkeit o.ä.)
  • Besser Brustgeschirr statt Halsband tragen

Welche Voraussetzungen muss mein Tier mitbringen?

Hund:

  • 1-10 Jahre
  • Über 20kg Gewicht
  • Regelmäßig geimpft und entwurmt
  • Regelmäßige Zeckenprophylaxe
  • Hat noch nie eine Blutspende erhalten
  • Keine Medikamenteneinnahme
  • Körperlich gesunder Zustand
  • Hündinnen sollten nicht läufig und noch nie trächtig gewesen sein.
  • Vorzugsweise friedlich, um Stress für das Tier zu vermeiden

Katze:

  • 1-10 Jahre
  • Mindestens 4 kg Gewicht
  • Kein Freigänger
  • Regelmäßig geimpft und entwurmt
  • Hat noch nie eine Blutspende erhalten
  • Keine Medikamenteneinnahme
  • Körperlich gesunder Zustand
  • Vorzugsweise friedlich, um Stress für das Tier zu vermeiden

Ist die Blutspende für mein Tier gefährlich?

Für das Spendertier hat die Blutspende keine negativen Auswirkungen. Die Blutspende findet in einer sterilen, gut überwachten Umgebung statt und dauert nur ca. 10 Minuten. Die Menge des Bluts zur Abnahme wird an das Körpergewicht des Tieres angepasst und bildet sich schnell wieder nach. Eine Infusion unterstützt das Blutvolumen und den Kreislauf des Tieres zusätzlich.

Um die Risiken einer Abstoßungs- oder allergischen Reaktion für das Empfängertier ebenfalls so gering wie möglich zu halten, führen wir im Vorfeld der Bluttransfusion ausreichend Tests zur Kompatibilität des Bluts (sogenannte Kreuztests) durch. Auch die Zufuhr der Blutspende erfolgt ausschließlich in sterilem Umfeld mit eng getakteter Kontrolle.

Wie oft darf mein Tier spenden?

Die potenzielle Häufigkeit des Blutspendens bestimmen wir individuell für Ihr Tier, da dies von Faktoren wie Größe, Gewicht und Verträglichkeit abhängig ist. Als Richtwert gilt, dass ein ausgewachsener, gesunder Hund im Durchschnitt ca. drei bis vier Mal pro Jahr Blutspenden kann. Katzen dürfen im Schnitt zweimal im Jahr spenden.

Warum ist die Blutgruppe bei der ersten erhaltenen Bluttransfusion unwichtig?

Hunde haben, anders als wir Menschen, keine präformierten Blutgruppen, das heißt, es bestehen zunächst keine Antikörper, die „fremdes“ Blut abwehren würden.

Die Antikörperbildung beginnt nach der ersten Spende erst ca. 3-5 Tage, nachdem Fremdblut zugeführt wurde. Das Empfängertier besitzt ab jetzt Antikörper, wodurch eine Blutgruppenbestimmung im Vorfeld für Folgespenden wichtig wird, um eine Transfusionsreaktion zu vermeiden. Hierbei ist der Hund allerdings eine Besonderheit. Bei Katzen dagegen verhält es sich wie beim Menschen auch: Die Blutgruppen müssen kompatibel und auch für die erste Blutspende bekannt sein.

Wir empfehlen dennoch: Lasst bitte immer die Blutgruppe eures Vierbeiners testen! Im Notfall kann das lebensrettend sein!

Welche Tiere sind nicht für die Blutspende geeignet?

Diese Frage erreicht uns immer wieder vor allem im Zusammenhang mit Tieren aus dem Tierschutz und leider müssen wir hier immer wieder mitteilen, dass Tiere aus dem Tierschutz nicht für die Blutspende zugelassen sind, da die tatsächliche Vorgeschichte meist nicht exakt zu bestimmen ist. Generell dürfen Tiere, die aus dem Ausland stammen oder dorthin verreisen, kein Blut spenden, um die Übertragung von Krankheiten auszuschließen. Auch eine aktuelle Medikamentengabe oder der vorherige Erhalt einer Bluttransfusion sind Ausschlusskriterien für eine Spendenabgabe.

Wissenswert: Blutgruppen

Blutgruppen Hunde

Auch unsere Hunde haben, wie wir Menschen, verschiedene Blutgruppen, die bei einer Bluttransfusion miteinander harmonieren müssen. Die Blutgruppen von Hunden werden als Dog Erythrocyte Antigene bezeichnet – kurz DEA.

Es gibt rund 20 verschiedene Blutgruppen bei Hunden, doch unterscheidet man hauptsächlich zwischen zwei Blutgruppen: DEA 1.1 positiv und DEA 1.1 negativ, da sie die häufigsten Blutgruppen bei Hunden sind.

Hunde mit der Blutgruppe DEA 1.1 negativ sind besonders gut als Blutspender geeignet, da diese Blutgruppe aufgrund der stärksten antigenen Wirkung gut für die Bluttransfusion beim Empfängerhund geeignet sind.

Bei Ersttransfusionen spielt die Blutgruppe unter Hunden noch keine Rolle. Denn anders als Menschen oder Katzen tragen Hunde nicht von Geburt an Antikörper gegen fremde Blutgruppen in sich. Die Blutgruppen – und hier vor allem DEA 1.1 negativ und positiv – werden erst bei einer erneuten Transfusion relevant. Dann ist auch ein Verträglichkeitstest von Spender- und Empfängerblut (Kreuzprobe) notwendig.

Blutgruppen Katzen

Bei Katzen gibt es insgesamt vier Blutgruppen, die als A, B, AB und Mikrosatelliten bezeichnet werden. Die häufigsten Blutgruppen sind A und B, während AB und Mikrosatelliten selten vorkommen.

Blutgruppe A: Dies ist die am häufigsten vorkommende Blutgruppe bei Katzen. Katzen mit Blutgruppe A haben natürliches Anti-B-Blutplasma.

Blutgruppe B: Blutgruppe B kommt weniger häufig vor als Blutgruppe A. Katzen mit Blutgruppe B haben natürliches Anti-A-Blutplasma.

Blutgruppe AB: Diese Blutgruppe ist selten und tritt auf, wenn eine Katze sowohl A- als auch B-Antigene auf ihren roten Blutkörperchen hat. Katzen mit AB-Blutgruppe haben kein natürliches Anti-A- oder Anti-B-Blutplasma.

Mikrosatelliten-Blutgruppe: Diese Blutgruppe ist sehr selten und wird durch genetische Mutationen verursacht. Mikrosatelliten-positiv bedeutet, dass die Katze ein zusätzliches Antigen auf ihren roten Blutkörperchen hat, das als "Mikrosatelliten" bezeichnet wird. Mikrosatelliten-negative Katzen haben dieses zusätzliche Antigen nicht.

Es ist wichtig, die Blutgruppe einer Katze zu kennen, insbesondere wenn Bluttransfusionen oder Zuchtpläne in Betracht gezogen werden, da Inkompatibilitäten zu schweren gesundheitlichen Problemen führen können.

Sie möchten Ihr Tier in unserer Blutspendekartei registrieren bzw. für unsere Blutbank spenden? Kontaktieren Sie uns gerne und erhalten Sie weitere Informationen zur Terminvereinbarung!

Haben Sie Fragen zu unserer Blutbank oder möchten Sie Ihr Tier als Blutspender registrieren? Kontaktieren Sie uns gerne!

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